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Exkurs

In diesem Exkurs lernst du
  • Welche Gründe Studierende für oder gegen ein Praktikum angeben
  • Welche Rahmenbedingungen Unternehmen und Institutionen für ein Praktikum bereitstellen
  • Welche Gründe Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber für das Anbieten von Praktikumsplätzen haben und welche Ziele sie damit verfolgen
  • Welche Bedeutung die Verbindung von Theorie und Praxis aus Unternehmenssicht hat
Das Projekt, in dessen Rahmen diese E-Learning-Einheit entstanden ist, „Potentiale studentischer Praktika besser nutzen – ein bundesweites Desiderat“ hat alle ihre entwickelten Produkte und Ergebnisse auch aus eigenen Erhebungen ermittelt. Hier findest du ein paar ausgewählte Ergebnisse der Studien, die zu Beginn des Projekts (2018/19) durchgeführt wurden.

Neben der E-Learning-Einheit sind ein Modell zu förderlichen Einflussfaktoren eines gelingenden Transferpraktikums sowie anschaulich aufbereitete Studienergebnisse zu Haltungen von Studierenden und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber entstanden. Die du hier abrufen kannst:
Studierende gaben in der von der Universität Hannover durchgeführten Befragung (518 Befragte mit Praktikumserfahrung) mehrheitlich an, dass sie ein Praktikum absolviert haben, weil sie es als wichtige Ergänzung zum Studium sahen, ein bestimmtes Berufsfeld kennenlernen und Berufserfahrung sammeln wollten. Das Thema „Geldverdienen“ stellte dagegen eher selten den Grund für die Aufnahme eines Praktikums dar. Je nach Studiengang verwundert dies natürlich nicht, wenn man bedenkt, wie viele Praktika unbezahlt sind.

Überraschender ist dagegen, dass Studierenden auch weniger wichtig war, ein bestimmtes Unternehmen kennenzulernen, das im Studium Erlernte anzuwenden und neue Inspirationen für die weitere Ausrichtung des eigenen Studiums zu erhalten (weiteres Studium an Praktikumserfahrung ausrichten).
Die Studierenden, die noch kein Praktikum zum Befragungszeitpunkt absolviert hatten (741 Befragte), gaben mehrheitlich als Grund den frühen Studienzeitpunkt an. Aber auch Unklarheiten über die Praktikumsmöglichkeiten, fehlende Zeitressourcen und die fehlende Verpflichtung im Studium wurden mehrheitlich genannt.

Für einige genannte Gründe sind die Career Services und andere Beratungseinrichtungen innerhalb der Hochschule wichtige Anlaufstellen: Schwierigkeiten, einen Praktikumsplatz zu finden oder Unklarheiten, wo man ein Praktikum absolvieren könnte, können durch eine Beratung und einen Bewerbungsmappencheck ggf. schon beseitigt werden. Kein Praktikum zu absolvieren, weil es kein Pflichtbestandteil des Studiums ist, ist – aus Erfahrung des Projektes – kein wirklich guter Grund, ein Praktikum abzulehnen: Absolventenstudien, Arbeitgeberbefragungen und auch im Projekt geführte Gespräche mit Unternehmen zeigen, dass Absolventinnen und Absolventen mit Praxiserfahrung bevorzugt eingestellt werden.
Die 280 in der Düsseldorfer Studie befragten Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern machten unter anderem Angaben zu den Rahmenbedingungen, die ihr Unternehmen Praktikantinnen und Praktikanten bietet. So wurde von 88,2 % angegeben, dass es bei ihnen möglich ist, ein Vollzeitpraktikum zu absolvieren. Gleichzeitig sagten aber auch 59,3 % der Unternehmen und Institutionen, dass es auch möglich ist, ein studienbegleitendes Praktikum in Teilzeit zu absolvieren. Es kann sich also auch lohnen, einmal nachzufragen, ob diese Option besteht, um z.B. eine Vereinbarkeit zwischen Familie und Praktikum zu ermöglichen oder den notwendigen Nebenjob als Lohnerwerb beibehalten zu können.

Trotz Mindestlohnpflicht für längere Praktika gaben mehr Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber an freiwillige Praktika (84,6 %) als Pflichtpraktika (72,1 %) oder Praktika mit Abschlussarbeiten (45 %) anzubieten. Auch bei der durchschnittlichen Praktikumsdauer zeigten sich die befragten Unternehmen und Institutionen flexibel: Sowohl die vom Mindestlohn befreite Dauer (1-3 Monate) wie auch längere Praktika (ab 4 Monate) wurden ungefähr gleich oft benannt.
Bei den unternehmerischen Zielen, die mit dem Angebot studentischer Praktika verfolgt werden, dominieren die Vermittlung arbeitsbezogener Fähigkeiten/Kenntnisse und die Suche nach potenziellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Man wolle aber auch die berufliche Orientierung der Studierenden unterstützen und relevante Kompetenzen anwenden lassen. Der Kontaktaufbau zu Universitäten und die Entlastung der Arbeitseinheit sind bei der Einstellung der Praktikantinnen und Praktikanten eher weniger relevant – auch wenn deren Werte vergleichsweise hoch sind.
In der Düsseldorfer Studie wurden Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber auch danach befragt, wie sie das Zusammenspiel von Theorie und Praxis sehen. Dabei wurde deutlich, dass Theorie und Praxis zwar beide bedeutsam sind, aber Praxiserfahrung als Voraussetzung gesehen wird, um die Theorie überhaupt verstehen zu können. Dagegen wird Theorie nicht unbedingt als erforderlich gesehen für die Praxis. Unterschiede zeigen sich hier in Abhängigkeit der Unternehmensgröße. Für große Unternehmen ist Theorie im stärkeren Maße für die Praxis erforderlich als für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU).